Lehrveranstaltungen

Blockseminar (7.-13. Okt. 2023) zu den Kursbeiträgen

In Zusammenarbeit mit dem Centre d’Études Francoprovençales (Aostatal, Italien) findet in der Woche vom 7.-13. Oktober 2023 ein Feldforschungsprojekt in Saint-Nicolas statt. Unter Anleitung führen Studierende aus Heimatuniversitäten unterschiedlicher Länder gemeinsam eine Kompletterhebung der mehrsprachigen Einwohnerschaft der Gemeinde in Bezug auf ihr Sprachwahlverhalten durch.
Das Programm beginnt mit einer Einführung in den soziolinguistischen Kontext und der Unterweisung in die Erhebungsmethode. Für die Studie wichtige Fachbegriffe und Konzepte werden vorab zur Aufbereitung an die Studierenden verteilt und von ihnen im Plenum je nach Wahl auf Französisch oder Italienisch präsentiert. Die überwiegende Sprache des Kursprogramms ist Französisch. Die Befragungsphase findet zunächst in Begleitung statt, bis die Studierenden die Interviews selbständig abwickeln. Am vorletzten Tag werden Teilergebnisse der Datenerhebung zunächst in Gruppen erarbeitet und vor der Abreise im Plenum zusammengetragen. Als nachbereitende Arbeitsleistung wird ein multimodaler Erfahrungsbericht verlangt, der sowohl die individuelle Kompetenzerweiterung reflektiert als auch Teilauswertungen der neu erhobenen Daten enthält. Abends ergänzen jeweils kulturelle Veranstaltungen die Forschungsarbeit, um in die valdostanische und frankoprovenzalische Wirklichkeit einzutauchen. Das Blockseminar kann im Bachelor Französisch und Italienisch in den Modulen 4, 9 oder 13 angerechnet werden.
Die Unterkunft in Zwei-bis Dreibettzimmern wird zur Verfügung gestellt. Die An- und Abreise ist selbst zu organisieren und kann bei erfolgreicher Bewerbung zumindest anteilig erstattet werden. Das Motivationsschreiben ist bis zum 4. Juni 2023 einzureichen.
Es besteht die Möglichkeit, den Aufenthalt für die am 14. Oktober stattfindende Conférence Annuelle du Centre d’Études Francoprovençales « Par-delà la dialectologie: de l’étude de la variation vers la gestion de la complexité » zu verlängern.
PDF Programme 7-14 oct

Informationen zur Partnerinstitution: https://www.centre-etudes-francoprovencales.eu/

(SS 2023)

Migrationen haben norditalienische Sprachkolonien anderswo im Mittelmeerraum entstehen lassen: das Bonifacino auf Korsika, das Tabarchino auf Sardinien und die galloitalienischen Sprachinseln in der Basilikata und auf Sizilien. Im Kurs betrachten wir die systemlinguistischen Eigenschaften dieser Varietäten im Vergleich zu ihren benachbarten Kontaktvarietäten und den Varietäten ihrer norditalienischen Ausgangsgebiete. Text- und Hörbeispiele werden in ihrem historischen und soziolinguistischen Kontext verortet und dienen als Ausgangspunkt für Analysen auf unterschiedlichen sprachstrukturellen Ebenen.

(SS 2022)

Die Sprachlandschaft ist definiert als Gesamtheit aller sprachlichen Elemente im öffentlichen Raum, die mediale Schriftlichkeit aufweisen. Die Sprachen, die auf Schildern, Plakaten, Wegweisern usw. vertreten sind, sagen vieles über den Sprachgebrauch der Passanten und den glottopolitischen Kontext aus. Sie gibt Hinweise auf die ethnische Zusammensetzung der lokal ansässigen Bevölkerung und auf den Status von Minderheitensprachen innerhalb der Nationalsprache(n). Im Kurs analysieren wir anhand verschiedener Parameter vielfältige Sprachlandschaftselemente, die aus Italien stammen oder Italienisch enthalten, um Status und Funktion der darauf vorhandenen Sprachen im jeweiligen Umfeld zu untersuchen. Dabei spielen u.a. Reihenfolge und typographische Dominanz der Sprachen, Herkunft und Wirkungsbereich der Schilderinitiatoren sowie textuelle Mehrsprachigkeit eine Rolle. Ein Vergleich mit der soziolinguistischen Situation zeigt, inwieweit Sprachlandschaften ein Abbild oder ein Zerrspiegel der tatsächlichen Sprachverwendung sind. Anhand von Forschungsergebnissen ausgewählter qualitativer und quantitativer Studien erörtern wir die Aussagekraft der Sprachlandschaftseinheiten.

(SS 2022, SS 2023, WS 2023/24 zu den Kursbeiträgen)

Die Lehrveranstaltung dient der inhaltlichen und methodischen Einführung in die italienische Sprachwissenschaft. Zum einen fördert sie dem Erwerb der linguistischen Prinzipien, Fragestellungen und Methoden. Zum anderen befähigt sie zur wissenschaftlichen Beschreibung und Analyse des Italienischen in seiner aktuellen Struktur, Variation und Funktion. Die Betrachtung des Italienischen erfolgt auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen von einzelnen Lauten bis hin zu ganzen Äußerungen: Phonetik, Phonologie, Graphematik, Morphologie, Syntax, Semantik, Lexikologie und -graphie, Pragmatik, Textlinguistik.

(SS 2021)

Die Wortart in den romanischen Sprachen, die die meisten unterschiedlichen Flexionsendungen anhängen kann, ist unangefochten das Verb. Zusätzlich variieren bei etlichen Verben sogar die Stämme, so dass ein großer Formenreichtum besteht. Je nachdem, wie das Gesamtparadigma eines Verbs beschaffen ist, wird es in Grammatiken einer bestimmten Konjugationsklasse zugeordnet. Um die Regelmäßigkeit und Unregelmäßigkeit italienischer und französischer Verben nachzuvollziehen, zu erklären und zu vergleichen, beleuchtet der Kurs die Paradigmen in Dia- und Synchronie, indem Lautwandel, morphologische Angleichungsprozesse und die Kombination beider Entwicklungen betrachtet werden.

(WS 2020/21)

Die norditalienischen Dialekte zeichnen sich nicht nur durch sprachlichen Abstand zur geographisch benachbarten Gallo- und Rätoromania aus, sondern es besteht überdies ein deutlicher Abstand zum Toskanischen, d.h. ebenfalls zum heutigen Standarditalienisch. Die norditalienischen Dialekte unterscheiden sich außerdem derart voneinander, dass sie in galloitalienische und venetische Dialekte gegliedert werden können. Diese Dialekte haben im Laufe der vergangenen Jahrhunderte in verschiedenem Maße Gebrauchstexte sowie Literatur hervorgebracht. Obwohl die Mundarten bestimmte Ausbaustufen erreicht haben, spielten sie bei der Questione della lingua nur eine marginale Rolle. Im Seminar vergleichen wir einerseits die strukturellen Eigenschaften der norditalienischen Dialekte, um ihren Abstand zueinander nachzuvollziehen. Andererseits betrachten wir diachron ihren Ausbaugrad anhand der Anwendungsbereiche und Entfaltungsstufen nach Kloss. Vor diesem Hintergrund kann man die heutige Wichtigkeit der Dialekte für ihre Sprecher unter dem Dach des Standarditalienischen ergründen.

(SS 2020) zu den Kursbeiträgen Neben den Nationalsprachen gibt es in der Romania eine Fülle an Sprachen mit kleinen Sprachgemeinschaften, die ebenfalls romanisch sind oder gar einer anderen Sprachfamilie angehören. Nachbarschaftskontakte und Mobilität im geographischen wie virtuellen Raum bringen verschiedene Formen der Mehrsprachigkeit hervor und führen zu Sprachkontakterscheinungen. Dass Kleinsprachen darüber hinaus oft wichtig für die Identität von Bevölkerungsgruppen sind, stellt dass glottopolitische Handeln von Staatsorganen vor teilweise große Herausforderungen. Gemeinsam im Kurs entscheiden wir, welche Minderheitensprachen im Zentrum unseres Interesses stehen, die wir sowohl sprachstrukturell als auch soziolinguistisch analysieren und vergleichen werden.

(SS 2019, WS 2019/20)

Italienisch ist nicht gleich Italienisch! Italien bietet eine umfangreiche Dialektvielfalt, die für die einheimische Bevölkerung von großer Bedeutung ist. Anhand des Lokalkolorits der Varietäten können die Mitglieder der Sprachgemeinschaft im Gespräch miteinander oft mühelos feststellen, welcher geographischen Herkunft ihr Gegenüber ist. Nach der Gliederung von Walther von Wartburg ist die Italoromania zweigeteilt: Der nördlich des La Spezia-Rimini-Isoglossenbündels (eigentlich Carrara-Senigallia) gelegene Teil der italienischen Mundarten gehört zur Westromania, wohingegen der südliche Bereich zur Ostromania zählt. Das Wissen um die strukturellen Unterschiede in der Dialektlandschaft ist nicht nur grundlegend für die italienische Sprachwissenschaft, sondern stellt ebenfalls einen praktischen Nutzen zur Vorbereitung eines Auslandsaufenthalts dar. Ziel dieses Seminars ist es, die Mannigfaltigkeit der italoromanischen Mundarten kennenzulernen, regionale Besonderheiten zu beschreiben und zu kategorisieren. Die Analyse der wichtigsten Dialekteigenschaften erfolgt u.a. anschaulich mithilfe des akustischen Sprachatlasses VIVALDI.

(SS 2017)

Migration und der sich daraus ergebende Sprach- und Kulturkontakt sind und waren schon immer wesentliche gestaltgebende Bestandteile von Gesellschaften. Dieser Tatsache trägt die recht junge Forschungsrichtung der Migrationslinguistik Rechnung, indem sie die komplexen sprachlichen Prozesse untersucht, die sich aus Bewegungen von Bevölkerungsgruppen ergeben, welche verschiedenartige Konstellationen von Mehrsprachigkeit nach sich ziehen. Der Kurs stellt historische und aktuelle mehrsprachige Kontaktsituationen in Hinblick auf ihre Entstehung und ihren Wandel im frankophonen Sprachgebiet und an seinen Randbereichen ins Zentrum des Interesses. Dazu werden Modelle und Methodik der Migrationslinguistik, aber auch der Mehrsprachigkeits- sowie Sprachkontaktforschung behandelt, auf konkrete migratorische Prozesse angewandt und interdisziplinär analysiert.

(WS 2011/12, SS 2012, WS 2013/14, WS 2015/16, WS 2016/17 (2 Kurse), SS 2017)

Die Lehrveranstaltung dient zur thematischen und methodisch-theoretischen Einführung in die französische Sprachwissenschaft. Nach einer Einweisung in wissenschaftliche Arbeitstechniken, die das sogenannte ‚Handwerkszeug‘ des Sprachwissenschaftlers ausmachen, beinhaltet der Kurs themengebundene und methodisch orientierende Überblicke zur Betrachtung und Beschreibung der französischen Sprache in ihrer aktuellen Struktur und Variation, ihrer historischen Herausbildung und Verbreitung. Ziel des Kurses ist es, dass die Studierenden linguistisches Basiswissen erwerben und Einsicht in Grundprinzipien, Fragestellungen und Methoden der Sprachwissenschaft erhalten. Damit eng verbunden ist die Schulung der Selbstlernfähigkeit unter besonderer Berücksichtigung der Ausbildung einer fachspezifischen Medienkompetenz.

(SS 2014)

In dem Bereich, wo Frankreich, Italien und die Schweiz einander berühren, liegt nach traditioneller Teilung der Galloromania in die drei großen Sprachlandschaften das frankoprovenzalische Sprachgebiet. Doch diesseits und jenseits der Nationalgrenzen ist es um die Sprach- und Varietätenkompetenz der Sprecher unterschiedlich bestellt. Während die Bewohner des italienischen Aostatals zum Großteil dreisprachig sind, liegt in den französischsprachigen Schweizer Kantonen sowie der französischen Region Rhône-Alpes eine Tendenz zur Einsprachigkeit vor. Welche gesellschaftlichen Faktoren bedingen die domänenspezifisch verschiedene Verwendungsweise des Französischen in den einzelnen Regionen?

(SS 2013)

Wer glaubt, in Italien spräche man ausschließlich Italienisch, der irrt. Abgesehen von dialektaler Vielfalt bietet die Appeninhalbinsel ein reiches Spektrum an Minderheitensprachen. Das Miteinander der unterschiedlichen Varietäten bleibt nicht folgenlos: Die beständig zunehmende Mobilität der Menschen und Allgegenwärtigkeit der Medien begünstigt individuelle Mehrsprachigkeit, was wiederum vermehrt zu Sprachkontakten führt. Im thematischen Proseminar II werden Phänomene der Sozio- und Migrationslinguistik erarbeitet, im Hinblick auf das Italien des 20. Jahrhunderts fachwissenschaftlich erörtert und an Beispielen analysiert.

(SS 2012)

Sprache reagiert auf die Veränderungen in der außersprachlichen Wirklichkeit. Neue Referenten müssen adäquat bezeichnet werden, wohingegen veraltete Gegenstände und Konzepte zusammen mit ihrer Bezeichnung allmählich aus dem Sprachgebrauch verschwinden. Wortschatzerweiterung funktioniert erstens dadurch, dass Sprachmaterial aus einer anderen Sprache übernommen wird – der Großteil der Entlehnungen stammte früher aus dem Französischen, ab dem 20. Jahrhundert jedoch steigt die Wichtigkeit des Englischen als Gebersprache unermesslich, wie vor allem in den Wortfeldern „Internet“ und „Technik“ zu beobachten ist. Zweitens kann eine Bezeichnungslücke gefüllt werden, indem ein bereits vorhandenes Wort die gewünschte neue Bedeutung annimmt. Ebenso ist es möglich, dass das Lexem im Rahmen des Bedeutungswandels seine Polysemie verliert, bis das Wort keine relevante Bedeutung mehr trägt und schließlich kaum mehr verwendet wird. Drittens entstehen neue Wörter durch Wortbildung, insbesondere durch Derivation und Komposition. Zwischen Transparenz und Lexikalisierung gibt der Grad der Motiviertheit des Wortbildungsprodukts einen Hinweis auf das Alter und die Aktualität des jeweiligen Lexems.